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Erste Folgen der Corona-Krise auf dem Arbeitsmarkt bereits spürbar
Ausgelöst durch die Corona-Krise: Zahlen der Kurzarbeit nehmen drastisch zu | Foto: Bild von succo auf Pixabay

Erste Folgen der Corona-Krise auf dem Arbeitsmarkt bereits spürbar

01. April 2020

Aufgrund der aktuellen Corona-Krise müssen viele Unternehmen ihre Mitarbeiter in Kurzzeitarbeit schicken, um sie vor der Arbeitslosigkeit zu schützen. Dies zeigten die aktuellen Zahlen, die die Arbeitsagentur Berlin-Brandenburg gestern veröffentlichte deutlich.

Kurzarbeiterzahlen steigen enorm

Das COVID-19-Virus hat die Welt weiterhin fest im Griff. Jeden Tag erscheinen neue Meldung und ein Ende ist bei weitem noch nicht absehbar.

Die drastischen Maßnahmen der Kontaktsperre sowie die Schließung zahlreicher Geschäfte sind noch keine drei Wochen alt und jetzt schon schlagen sich ersten Folgen in den aktuellen Zahlen der Arbeitsagentur nieder. Und das ist nur ein kleiner Vorgeschmack auf die Einbrüche, die voraussichtlich im April folgen werden. In Berlin meldeten Unternehmen bis letzten Freitag bereits 22.600 Kurzarbeiterverträge an, in Brandenburg liegen die Zahlen bei 14.400 Anzeigen. Viele Arbeitgeber greifen aktuell zu dieser Maßnahme, in der Hoffnung, durch die Einsparungen einer Insolvenz zu entgehen und ihre Mitarbeit nicht entlassen zu müssen „Kurzarbeit hilft Betrieben und Beschäftigten, Einbrüche zu überbrücken und Kündigungen zu vermeiden. Das Kurzarbeitergeld ist ein Rechtsanspruch aus der Arbeitslosenversicherung. Es ist darum gut, dass dieses Instrument genutzt wird.“, meinte Christian Hoßbach, Vorsitzender des DGB Berlin-Brandenburg.

Außerdem setzen die Arbeitgeber alles daran, ihre qualifizierten Fachkräfte so lange es gehe zu halten, um nach der Krise wieder durchstarten zu können, weiß Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB), der die Maßnahme Kurzarbeit unterstützt.

Arbeitsagenturen stehen vor einer sehr großen Herausforderung

Durch den Einbruch in der Wirtschaft und die daraus resultierenden Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt steht das Arbeitsamt Berlin-Brandburg derzeit vor einer immensen Aufgabe. Alle Kündigungen und Anträge auf Kurzarbeit müssen schnellstmöglich bearbeitet werden, damit die Bürger die staatlichen Fördergelder erhalten, die sie durch die Krise bringen soll. „Wir konzentrieren uns in dieser sehr angespannten Lage die Kräfte darauf, mit unseren Leistungen all jenen schnell und unbürokratisch zu helfen, die unter den Folgen der Corona-Pandemie leiden müssen.“, erklärte Bernd Becking, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit. „Dabei stehen die Arbeitsagenturen und Jobcenter vor sehr großen Herausforderungen. Das Antragsaufkommen über die stabil funktionierenden E-Services ist enorm. Jetzt melden die Unternehmen zu Tausenden Kurzarbeit an. Wir arbeiten mit Hochdruck die Anzeigen und Anträge ab, dennoch ist derzeit ein Rückstau zu verzeichnen.“ Um die Lage unter Kontrolle zu bekommen, arbeite das vervielfachte Personal im Homeoffice, vor Ort und teilweise auch im Schichtbetrieb. Ziel sei es eine schnelle Routine einzustellen und dazu habe man Verwaltungsprozesse minimiert und Formulare vereinfacht.

Berlin trifft die Krise besonders hart

Normalerweise lebt die Hauptstadt von seiner Kultur. Die geschichtsträchtige Stadt zieht in Deutschland jährlich die meisten Touristen an, die Hotels, Theater und Museen füllen. Zudem ist Berlin für seine Clubszene weltweit berühmt, die eigentlich jedes Wochenende Menschen aus allen Ländern in die Stadt bringt. Genau diese Betriebe sind in Zeiten des Kontaktverbots allerdings am härtesten betroffen. Frankfurts Bänker können im Home-Office weiterarbeiten, aber Berlin musste seine Bars, Clubs und Theater schließen. Laut der Industrie und Handelskammer Berlin (IHK), meldeten 95 Prozent der Berliner Betriebe Umsatzeinbußen und ein Drittel fürchte die Insolvenz. Zudem rechneten etwa 50 Prozent der Unternehmen damit, dass etwa die Hälfte ihrer Jahresumsätze wegbrechen werde, in der Tourismusbranche seien es sogar 80 Prozent. „Anders als mit verheerend lässt sich die Lage für die Berliner Unternehmen nicht bezeichnen. Die Berliner Wirtschaft ist im bundesweiten Vergleich flächendeckend stärker von den Auswirkungen der Corona-Maßnahmen betroffen und wir müssen uns darauf einstellen, dass nicht alle Unternehmen den derzeitigen Lockdown überleben.“, resümierte IHK-Präsidentin Beatrice Kramm besorgt. Denn obwohl der Senat eine enorme monetäre Unterstützungbereitstellt und Berlins Einwohner sich gegenseitig helfen, kann die Stadt nur auf einen baldigen Ausweg aus der aktuellen Situation hoffen. Schließlich können staatliche Finanzhilfen nicht ewig geschlossene Restaurants über Wasser halten. (aak)