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Vereinbarkeit von Familie und Beruf? Ja, das geht!
Wenn Unternehmen auf ihre Arbeitnehmer*innen zugehen und ihnen Unterstützung anbieten, können sie Familie und Beruf besser unter einen Hut bringen. | Foto: Chris Liverani on Unsplash

Vereinbarkeit von Familie und Beruf? Ja, das geht!

04. November 2021

Arbeit und Familie – die beiden Pole sind für manche Beschäftigte besser, für andere schlechter, miteinander zu vereinbaren. Einige Unternehmen kommen den Arbeitnehmer*innen für eine bessere Kombinierbarkeit entgegen. Für ihr Engagement wurden nun vier Sieger*innen und ein Sonderpreisträger beim Landeswettbewerb „Unternehmen für Familie. Berlin 2021“ am Dienstag von der Jugend- und Familienstaatssekretärin Sigrid Klebba für ihr familienfreundliches Engagement ausgezeichnet.

Ein Wettbewerb mit sozialem Fokus

Der nunmehr sechste Landeswettbewerb, unter Schirmherrschaft des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, legte den Schwerpunkt auf die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. Die Veranstalter – der Berliner Beirat für Familienfragen, die IHK Berlin, die Handwerkskammer Berlin, der DGB und die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg – hatten die Gewinner*innen aus 21 Bewerbungen ausgewählt. Die Bedeutung der Auszeichnung der Gewinner*innen unterstrich Staatssekretärin Sigrid Klebba mit der herausfordernden Situation von Menschen, die ihre Angehörigen pflegen: „Unsere Gesellschaft altert zunehmend, und immer mehr Menschen kümmern sich neben dem Beruf um ihre pflegebedürftigen Angehörigen. Dieser Spagat zwischen Beruf und Pflege ist für Familien eine große Herausforderung und emotionale Belastung. Um diese Aufgabe zu meistern, braucht es eine funktionierende Infrastruktur und familienfreundliche Unternehmen, die gemeinsam mit ihren Beschäftigten gute Lösungen finden.“

Unter normalen Umständen ist dies schon eine große Herausforderung, doch unter Corona-Bedingungen umso mehr, hält der Vorsitzende des Berliner Beirats für Familienfragen, Karl-Heinz Nolte, fest: „Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie sehr Familien auf eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf angewiesen sind.“ Und führt als Beispiel an: „Viele Arbeitgeber*innen sind in der Pandemie auf die individuelle Situation ihrer Beschäftigten eingegangen und haben familienfreundliche Maßnahmen ergriffen, vorrangig durch die Flexibilisierung der Arbeitszeiten und der Beschäftigungsorte.“

Die Gewinner*innen

Die Preise werden nach der Kategorie der Anzahl der Beschäftigten im Unternehmen vergeben. So ist das Unternehmen SLM Speziallabor für angewandte Mikrobiologie GmbH Preisträger in der Kategorie drei bis 20 Mitarbeitende. Was sie für die Ehrung auszeichnet erklärt Laudator Dr. Constantin Terton, Abteilungsleiter Wirtschaftspolitik der Handwerkskammer Berlin: „Der Betrieb bringt seinen Beschäftigten eine außergewöhnliche Wertschätzung entgegen, denn für ihn sind seine Mitarbeitenden „der Motor des Unternehmens“. Die für sie bereitgehaltenen Maßnahmen und Angebote sorgen dafür, dass die Arbeitszeitplanung individuell an der Familien- und Betreuungssituation ausgerichtet werden kann. Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen werden so in das Arbeitsumfeld integriert.“

In der Kategorie mit 21 bis 250 Mitarbeitenden wurde KNAUER Wissenschaftliche Geräte GmbH ausgezeichnet. Warum, erklärt Jörg Nolte, Geschäftsführer Wirtschaft & Politik der Industrie- und Handelskammer Berlin (IHK): „KNAUER hat hier als starke Basis verschiedene Arbeitszeitmodelle, große Unterstützung bei flexibler Kinderbetreuung und eine intensive Kommunikationskultur etabliert. Dazu kommen Aktivitäten, die über den üblichen Rahmen hinausgehen: Die firmeneigene Ferienwohnung, Willkommensgeld für Babys und Schultüten für ABC-Schützen oder besondere Aktionen in der Corona-Zeit wie Desinfektionsmittel-Spenden für Kitas und Schulen, Zoo-Jahreskarten für Kinder und Eltern als Dank für Homeschooling und Homeoffice, Impfangebote der Firma auch für Familienangehörige zeigen, dass KNAUER eine eigene familienbewusste Philosophie lebt und ein herausragendes Berliner Unternehmensvorbild in Sachen Familienfreundlichkeit ist.“

Und der letzte Preisträger ist in der Kategorie mit mehr als 250 Mitarbeitenden die GASAG. Das Besondere an deren Modell zeigt Alexander Schirp, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) auf: „In der besonders herausfordernden Corona-Zeit baute die GASAG ihr Unterstützungsangebot für Beschäftigte mit Kindern aus und flexibilisierte ihre Arbeitszeiten und -orte weiter. Beim Thema Pflege von Angehörigen engagiert sich das Unternehmen mit regelmäßigen Informations- und Beratungsangeboten für die Belegschaft. Die ganzheitliche Unterstützung der Familien ist somit zu einem wesentlichen Baustein und Markenzeichen der Mitarbeiterbindung bei der GASAG-Gruppe geworden.“

Und mit dem Sonderpreis wurde die Hilfswerk-Siedlung GmbH ausgezeichnet. Dazu Christian Hoßbach, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes Berlin-Brandenburg (DGB):
„Die HWS zeigt mit einer strategisch durchdachten, familienfreundlichen Personalpolitik als tarifgebundenes Unternehmen, wie eine gelungene Vereinbarkeit auf allen Ebenen aussehen kann: Gemeinsam mit dem Betriebsrat und ihren Beschäftigten hat die HWS Wege entwickelt, wie mobiles Arbeiten für beide Seiten gewinnbringend sein kann. Hierzu wurde das Unternehmen in vielen Bereichen auch auf digitales Arbeiten umgestellt. Wer die Belegschaft kontinuierlich einbezieht und die Arbeitsbedingungen auf Augenhöhe aushandelt, sorgt für zufriedene Beschäftigte, eine geringe Fluktuation und beste Arbeitsergebnisse.“

Die vier Gewinner*innen gehen mit gutem Beispiel voran. Nicht nur eine Flexibilisierung der Arbeitszeit kommt Beschäftigten zugute, sondern es hilft ihnen, wenn sie mit ihren Lebensumständen auch Gehör und Unterstützung finden. (kk)