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Konkretisierung des Berliner Wirtschaftsverkehrs
Großstädte wie Berlin haben ein Platzproblem auf den Straßen – zum Nachteil des Wirtschaftsverkehrs, aber auch aller anderen Verkehrsteilnehmenden. | Foto: Wolfgang Hasselmann on Unsplash

Konkretisierung des Berliner Wirtschaftsverkehrs

01. September 2021

Ob auf der Schiene, dem Wasserweg oder auf der Straße – der Wirtschaftsverkehr ist in Berlin überall unterwegs. Damit das auch gut und reibungslos funktioniert, hat der Senat Anfang dieser Woche das neue „Integrierte Wirtschaftsverkehrskonzept Berlin 2021“ (IWVK) beschlossen. Wir zeigen auf, was sich hinter dem langen Namen verbirgt und was das konkret für den Verkehr bedeutet.

Das Konzept

Startpunkt war der Beschluss vom Berliner Abgeordnetenhaus vom 28. August 2003, in dem der Senat aufgefordert wurde, den Stadtentwicklungsplan Verkehr (StEP Verkehr) durch ein integriertes Wirtschaftsverkehrskonzept zu ergänzen und damit zu planen und umzusetzen. Das erste IWVK entstand im Jahr 2006. Ziel der IWVK ist seitdem ein funktionierenden und zugleich umwelt- und stadtverträglichen Wirtschaftsverkehr in Berlin zu erreichen.

Das „Integrierte Wirtschaftsverkehrskonzept Berlin 2021“ versteht sich als Planwerk, das den im März 2021 beschlossenen Stadtentwicklungsplan Mobilität und Verkehr (StEP MoVe) im Teilbereich Wirtschaftsverkehrsplanung konkretisiert und entsprechende Maßnahmen, Initiativen und Konzepte für Berlin formuliert. Dafür definiert das IWVK Qualitäts- und Handlungsziele.

Das Konzept berücksichtigt dabei auch Entwicklungen wie die starke Zunahme des Wirtschaftsverkehrs auf der Straße, aber auch neue Organisations- und Technikformate etwa im Zuge von Digitalisierung und E-Commerce.

Die Aufgaben in der Umsetzung

Das Konzept soll die Aufgabe der Erfüllung der Sicherung und des Ausbaus erforderlicher Infrastrukturen wie extra eingerichteten Parkplätzen als auch die Vermeidung und Reduzierung des motorisierten Straßenwirtschaftsverkehrs sicherstellen. Dadurch soll eine kontinuierliche Aufwertung der Berliner Zentren stattfinden, die durch die Zugänglichkeit und gewerblicher Wertschöpfung gesichert sein sollen.

Der Maßnahmen-Katalog dazu ist lang und betrifft die Schiene, die Wasserwege und die Straßen der Hauptstadt. Unter anderem soll eine Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene durch eine bessere Fernerreichbarkeit erreicht werden. Innerstädtisch sorgt in Zukunft ein Verkehrssicherheitsprogramm dafür, dass die Belange und Besonderheiten des Wirtschaftsverkehrs berücksichtigt und Planungen für Liefer- und Ladeverkehrsfläche inklusive einer Konzeption zur Verkehrsüberwachung umgesetzt werden.

Ein weiterer Teil der Maßnahmen sind die Erarbeitung eines Leitfadens zur Errichtung von Mikrohubs und -depots. Dabei sollen bereits laufende Projekte weitergeführt und privatwirtschaftliche Ansätze begleitet werden. Die Emissionsreduzierung steht dabei im Mittelpunkt, wofür Programme und Projekte zur Elektrifizierung und Dekarbonisierung des Wirtschaftsverkehrs angesetzt sind.

Die Rolle des Wirtschaftsverkehrs

Ist man auf Berlins Straßen unterwegs, steht nicht selten ein Transporter in zweiter Spur oder auf dem Radweg, weil er sonst keinen Platz zum Halten findet. Da kommt schnell mal Ärger auf, wenn man eilig durch die Stadt unterwegs ist. Nicht zu unterschätzen ist jedoch die Leistung, die der Berliner Wirtschaftsverkehr erbringt. Der Güter- und Personenwirtschaftsverkehr sichert das Funktionieren der Stadt und der Region. Damit wird die Grundlage für Arbeit, Konsum und Freizeitverhalten der Berliner*innen geschaffen.

Doch mit der Zunahme des Wirtschaftsverkehrs entstehen auch negative Folgen. Der motorisierte Verkehr auf öffentlichen Straßen führt zu Lärm- und Luftschadstoffbelastungen, einen hohen Instandhaltungsaufwand der Infrastruktur sowie einer erhöhte Beanspruchung von Flächen im fließenden und ruhenden Verkehr, außerdem zu gravierende Probleme der Verkehrssicherheit.

Das „Integrierte Wirtschaftsverkehrskonzept Berlin 2021“ (IWVK) soll mit seinen Maßnahmen die noch fehlende Balance schaffen zwischen einem funktionierenden Wirtschaftsverkehr, der sich umwelt- und allgemein-verträglich in die Stadt fügt und dem Bedarf der Stadtbewohner*innen. Wie gut das Funktionieren wird, werden wir wahrscheinlich in den kommenden Monaten und Jahren sehen. (kk)