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Geisel: Berlin wird nur wachsen in einem Miteinander von Politik und Immobilienwirtschaft
Liza Marie Kil, Geschäftsführung der COPRO Projektentwicklung GmbH und Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel. COPRO hat schon früh Wert auf nachhaltiges Bauen im Bestand und die Revitalisierung ungenutzter Gebäude gelegt, um lebenswerte Räume zu schaffen | BERLINboxx

Geisel: Berlin wird nur wachsen in einem Miteinander von Politik und Immobilienwirtschaft

01. September 2022

Berlins Bausenator Andreas Geisel (SPD) kritisierte beim Businessfrühstück im Berlin Capital Club vor Vertretern der Immobilienwirtschaft die Preisübertreibungen bei Grundstückspreisen in der Vergangenheit und erteilte der Spekulation mit Grundstücken eine Abfuhr. „Wir haben 68.000 Baugenehmigungen ausgereicht, die für Spekulation genutzt wurden. Ich rechne mit einer Marktbereinigung im nächsten Jahr wegen überhöhter Grundstückspreise.“ Das werde auf der anderen Seite Chancen eröffnen, so der Senator weiter.

Doch grundsätzlich erwartet Geisel aufgrund der Zins-, Inflations-, Baukosten- und Lieferkettenproblematik in der Immobilien- und Baubranche keinen Schritt zurück, sondern nur einen Seitenschritt. Berlin konnte in den vergangenen zehn Jahren 340.000 Zuzüge verzeichnen. Seine Prognose: Die Hauptstadt werde weiter wachsen. Geisel: „Berlin hat die besten Jahre noch vor sich“.

Dafür müsse aber ein Planungsrecht geschaffen werden, das Wachstum der Stadt ermöglicht. Die Digitalisierung der Baubehörden sei nur eine Maßnahme, um Genehmigungen zu beschleunigen und die Planungen voranzutreiben. Sein Eindruck sei, dass sich zwar überall Kräne drehten, aber am Bedarf vorbei gebaut wurde. Es gehe darum, neu und bezahlbar zu bauen, um den Berlinerinnen und Berlinern eine sichere Zukunft zu garantieren.

Berlin brauche mehr Sozialwohnungen. Dafür wurden die Förderprogramme der Investitionsbank Berlin (IBB) von 500 Mio EUR auf 750 Mio EUR erhöht. Geisel kritisierte das veraltete Planungsrecht, das von Bedingungen aus dem 20. Jahrhundert ausging. „Wir brauchen nicht die Trennung von Wohnen und Gewerbe“, forderte der Senator. Und weiter: „Wer in Lichtenberg arbeitet, muss auch in Lichtenberg wohnen können“.

Dieses Eintreten für gemischte Quartiere, die Gewerbe, Wohnen, Schulen und Infrastruktur verbinden, fand den Beifall der Immobilienmanager. An sie gerichtet, appellierte der Senator für ein Miteinander, um die Probleme der Stadt gemeinsam zu lösen. „Ich stehe hier als werbender, um Unterstützung bittender Mensch. Wir müssen vom Gegeneinander zum Miteinander kommen. Lassen Sie in Ihrem Engagement in Berlin nicht nach. Der Senat unterstützt das unbedingt“, lautete die Botschaft an die Wirtschaft. Angesprochen auf die oftmals entstehenden Entscheidungskonflikte zwischen der Bezirks- und Senatsebenen, führte Geisel die von ihm geschaffene Senatskommission Wohnungsbau an, ein Entscheidungsgremium, das geschaffen wurde, um Blockaden aufzulösen.

Als ein weiteres Beispiele für konsequentes Handeln der Senatsbauverwaltung führte er die von seiner Behörde durchgesetzte Verdichtung in Karow Süd an. Auch die Insel Gartenfeld müsse bebaut werden. Geisel sieht dort 3.000 Wohnungen. Doch bei vielen Projekten besteht ein grundsätzliches Problem: Die Planungs- und Baukapazitäten sind begrenzt. Geisel: „Wir werden nicht alle parallel vorantreiben können“. Diese realistische Einschätzung und Analyse und das explizite Angebot einer konstruktiven Zusammenarbeit zwischen Politik, Verwaltung und Privatwirtschaft wurde positiv aufgenommen. (fs)