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Siegfried Nehls: „Berlin braucht einen Ruck“
Siegfried Nehls, Gründer und Vorstand der SANUS AG | Foto: SANUS AG

Siegfried Nehls: „Berlin braucht einen Ruck“

09. März 2018

Wohnungsmangel und steigende Mieten sind in vielen deutschen Metropolen ein immer größeres Problem. Insbesondere die Hauptstadt kämpft gegen eine zunehmende Wohnungsnot. Neue Instrumente und Konzepte sind nötig, damit Wohnungsknappheit und Mietenexplosion wirksam gebremst werden. Doch die bisherigen Konzepte der Politik sind gut gemeint, aber oft ineffektiv und ungeeignet, um Wohnungsnot und Mietenexplosion in deutschen Großstädten zu stoppen. „Den bisherigen Instrumenten der Wohnungspolitik ist eine viel zu geringe Wirksamkeit und insgesamt eher eine Verzerrung des Marktes zu bescheinigen“, sagt Siegfried Nehls, Vorstand und Gründer des Berliner Projektentwicklers SANUS AG. „Bei der Lösung der akuten Wohnungsnot liegen noch viele Potenziale brach. Um diese Potenziale zu heben, ist eine stärkere Kooperation der Städte mit privaten Wohnungsunternehmen sinnvoll. Schließlich profitieren beide Seiten von einer besseren Wohnungsmarktversorgung. Wenn das durch clevere Ideen und neue Konzepte unterstützt wird – umso besser.“

Intelligente Nutzung von Flächen

Allein über den Ausbau von Dachgeschossen könnten zusätzliche Wohnungen geschaffen werden, viele Wohnungen in städtischen Räumen werden mindergenutzt und bieten Potenzial für Untervermietungen oder Einliegerwohnungen. Darüber hinaus wohnen auch viele Mieterhaushalte in zu großen Wohnungen, vor allem Rentner, für die ein Umzug in kleinere Wohnungen relevant sein könnte. Gerade hat der Berliner Senat eine Online-Tauschbörse erdacht, die es erleichtern soll, Wohnungen zu tauschen. „Diese Idee ist sicherlich sympathisch, dennoch bin ich skeptisch, ob dadurch ein gravierender Beitrag geleistet werden kann“, so Siegfried Nehls. Ein wichtiger Ansatz ist sicher die konsequente Nutzung der Flächen durch intelligente Grundrisse. „Die SANUS AG legt großen Wert darauf, bei der Projektentwicklung vorhandene Flächen sinnvoll zu nutzen. Wenn wir ein Gebäude planen, werden von vornherein intelligente Grundrisse der Wohnungen mitgedacht.“

Wohnen über dem Discounter

Der Discounter ALDI macht ernst und plant 2.000 Wohnungen, die für Preise zwischen 6,50 und 10,00 Euro vermietet werden sollen. Die Planung sieht vor, im Erdgeschoss einen Lebensmittelmarkt zu betreiben und darüber Wohnungen zu realisieren. Ein cleverer Schachzug: ALDI sichert sich mehr Verkaufsfläche in hochfrequentierten Lagen – und holt sich nebenbei die Kundschaft direkt unters eigene Dach. Für Siegfried Nehls ein guter Ansatz: „Die Märkte befinden sich oftmals auf großen Arealen. Als die Gebäude damals gebaut wurden, wurde viel Platz verschwendet. Warum sollte man diese Flächen nicht nutzen und an den Standorten auch Wohnungen realisieren?“

Umdenken ist angebracht

„Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“ Ganz im Sinne Albert Einsteins fordert Siegfried Nehls ein Umdenken: „Um die akuten Wohnungsengpässe in Ballungsräumen zu bekämpfen, nützt kein ,Weiter so’. Wir müssen eine neue Denke sowie innovative Ideen entwickeln und diese auch umsetzen. Darüber hinaus müssen wir auf der Angebotsseite ansetzen. Die Städte müssen viel mehr Flächen in innerstädtischen Lagen für den Wohnungsbau freigeben. Berlin braucht einen Ruck! Wenn dringend benötigter Wohnungsneubau durch ideologische und persönliche Vorbehalte Einiger verhindert wird, dann verlieren letzten Endes alle. Denn machen wir uns nichts vor: Ohne Neubau wird es – trotz vieler cleverer Ideen und neuer Ansätze – nicht gehen.“ (ak)