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Europawahl 2019: Berlin wählt grün

27. Mai 2019

Bei der Europawahl 2019 zeichnet sich ein deutlicher Trend ab. Die Volksparteien CDU und SPD müssen bundesweit starke Verluste einräumen. Auch in Berlin verliert die SPD deutlich an Wählern und gewinnt keinen Bezirk mehr. Bündnis 90/Die Grünen hingegen hat deutschlandweit erstmals am zweitmeisten Stimmen erhalten und wird in Berlin sogar stärkste Kraft.

Grüne feiern erfolgreiches Wahlergebnis der Europawahl 2019

Die Wahlbeteiligung in Berlin ist um 13,8 Prozent gestiegen. Zum Vergleich 2014 lag sie lediglich bei 46,7 Prozent. Vor allem die Grünen haben davon profitiert. Mit 27,8 Prozent dominieren sie in der Hauptstadt die Europawahl.

Besonders in Friedrichshain-Kreuzberg konnten die Grünen überzeugen. Mit 40,3 Prozent holte sie dort die meisten Stimmen. In Treptow-Köpenick hat sich die Zahl der Stimmen fast verdoppelt und auch im ansonsten von der CDU dominierten Bezirk Steglitz-Zehlendorf konnten sie mit 30,03 Prozent der Stimmen die meisten Wähler gewinnen.

Die Grünen feiern ihren starken Zuwachs. Nina Stahr und Werner Graf, Landesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen Berlin, erklären zum gestrigen Wahlergebnis: „Wir freuen uns sehr über dieses fantastische Wahlergebnis und bedanken uns bei allen Wählerinnen und Wählern für das Vertrauen.“

Eine große Rolle hat offensichtlich das Thema Klimaschutz gespielt. „Das Wahlergebnis zeigt deutlich, dass die Menschen sich eine andere Politik wünschen, besonders wenn es darum geht, Europa human zu gestalten und eine radikale Wende beim Klimaschutz einzuläuten. Wir müssen den Kampf gegen die Klimakrise endlich konsequent anpacken.“, so Star und Graf.

SPD und CDU klare Verlierer

Die Union bleibt trotz deutlicher Verluste stärkste Kraft in Deutschland. In Berlin kann die CDU lediglich Reinickendorf und Spandau für sich vermerken. Aber auch dort sinkt die Anzahl der Stimmen von 31,7 auf 24,3 Prozent und in Spandau von 29,7 auf 22,6 Prozent.

Die Europawahl hat die Machtverhältnisse in der Hauptstadt massiv verschoben. Die SPD verliert im Vergleich zu 2014 ganze zehn Prozent. Sie schafft es in keinem der zwölf Berliner Bezirke eine Mehrheit zu gewinnen.

Laut der SPD-Vorsitzenden Andrea Nahles sei das Ergebnis der Europawahl extrem enttäuschend. Trotzdem forderte sie die Mitglieder der Partei auf, selbstbewusst in die Zukunft zu schauen.

Der ehemalige Bundesvorsitzende Sigmar Gabriel hingegen äußerte sich gegenüber der Berliner Zeitungdeutlich kritischer: „Es geht um mehr als eine Wahlniederlage, es geht jetzt um die Existenz der SPD als politische Kraft in Deutschland.“

AfD erhält Zuwachs

Die FDP hat von den Verlusten der Regierungsparteien profitiert und konnte ihr Ergebnis in Berlin von 2,8 auf 4,7 Prozent verbessern. Christoph Meyer, Landesvorsitzender der FDP Berlin erklärte dazu gestern Abend nach der Bekanntgabe der Wahlergebnisse: „Die FDP Berlin konnte ihre Kernwählerschaft erreichen. Sie zeigt sich nah am Bundestrend. Auch für Berlin wird sich durch die gestiegene Wahlbeteiligung ein erfreulicher Stimmenzuwachs für die Freien Demokraten einstellen, auch wenn wir uns ein paar Prozentpunkte mehr erhofft hätten.“

Die Berliner Linken haben lediglich 11,9 Prozent der Stimmen erhalten und erzielten damit nur zwei Prozent mehr als die Berliner AfD, die einen leichten Zuwachs von 7,9 auf 9,9 Prozent vermerken konnte. Diese konnte zudem vor allem in Brandenburg und Sachsen punkten – hier wurde sie stärkste Kraft.

Erfolge für die Rechten, Zuwachs für die Grünen und eine Mitte, die darunter leidet. Durch das Ergebnis der Europawahl wird deutlich, dass sich immer mehr Teile der Bevölkerung nach einer Veränderung sehnen, die CDU und SPD anscheinend nicht verkörpern. (lb)