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Die Baustelle der Zukunft ist digital
Die Baustelle der Zukunft ist digital | Foto: pexels

Die Baustelle der Zukunft ist digital

25. April 2019

Die Digitalisierung verändert unsere Gesellschaft in allen Bereichen. Das betrifft auch die Baubranche. Die Büros von Architekten und Planern arbeiten heute mit digitalen Modellen und Projektmanagement-Software.

Wenn es um die Digitalisierung geht, geben sich viele Bauunternehmen noch mit Insellösungen zufrieden: CAD-Modelle dienen zum Beispiel der Planung und Gestaltung. Oder Immobilienfirmen stellen die Vermarktung auf digitale Geschäftsmodelle um, die sogenannten PropTechs. Doch die unterschiedlichen Systeme können aufgrund von Schnittstellenproblem allzu oft nicht miteinander kommunizieren. Das hat zur Folge, dass Daten nicht übertragen werden können und viel Potenzial der neuen Technologien ungenutzt bleibt. Der rasante Wandel in allen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft erfordert es jedoch, die Digitalisierung auch in der Baubranche voranzutreiben.

Planung am 3D-Modell: Building Information Modelling

Das Computer Aided Design (CAD) erzeugt digitale Konstruktionsmodelle. Die kommen in verschiedenen Branchen zum Einsatz. In der Architektur werden damit zweidimensionale Konstruktionspläne für Gebäude erstellt. In dieser Form können die Pläne dann Ingenieuren oder Behörden vorgelegt werden. Sie werden dann auch zur Kalkulation der Kosten verwendet.

Die konsequente Weiterentwicklung dieser Technologie ist das Building Information Modelling (BIM). Dieser intelligente Prozess basiert auf einem 3D-Modell, enthält allerdings noch viel umfangreichere Informationen. BIM simuliert das gesamte Bauvorhaben bereits vorab am Rechner. Mit dem Modell können zum Beispiel Kollisionsprüfungen durchgeführt werden. So werden mögliche Fehler frühzeitig erkennbar. Bei der Umsetzung in der realen Welt können sie dann vermieden werden. Das reduziert Kosten und Risiken enorm. Doch BIM leistet noch viel mehr.

Die Software kann von allen Projektbeteiligten genutzt werden, um die Abläufe effizienter zu machen. Vom Architekten über die Bauunternehmen bis zum späteren Facility Management – alle greifen auf dieselben Daten zurück. Das kann jedoch nur gelingen, wenn die beteiligten Unternehmen ihre internen Prozesse auf diese Arbeitsweise ausrichten. Es genügt nicht, einige neue Mitarbeiter einzustellen. Denn das Know-how muss in der gesamten Organisation aufgebaut werden. Erschwerend kommt hinzu, dass es bisher in Deutschland noch keinen einheitlichen Standard für das Building Information Modelling gibt, um Funktionsweisen und Verantwortlichkeiten genau zu regeln.

Datenmanagement von Bauprojekten

Auf der Baustelle findet digitale Kommunikation bisher meist auf eher niedrigem Niveau statt. So werden Fotos oder Baupläne beispielsweise per E-Mail versandt. Das geht schnell und ist praktisch, hat aber auch diverse Nachteile. Unter anderem ist nur schwer feststellbar, ob wirklich jeder Verantwortliche die richtigen Daten erhalten hat. Deshalb kommen zunehmend Datenmanagement-Systeme zum Einsatz. Diese digitalen Anwendungen verwalten alle Informationen an einer einzigen Stelle. Die Projektbeteiligten erhalten Zugangsrechte entsprechend ihrer Verantwortlichkeit und erhalten so stets Zugriff auf den aktuellen und verbindlichen Stand der Planung.

„In einem digitalen Projektraum vernetzen wir Bauherren, Architekten und Planungsbüros mit allen anderen Beteiligten“, sagt Martin Seeger, der Berliner Standortleiter von reproplan. Sein Unternehmen hat das Projektmanagement-System ePos entwickelt. Reproplan druckt seit Ende der 70er Jahre Baupläne auf Papier. Und das spiele in der Baubranche auch weiterhin eine entscheidende Rolle, betont Seeger. Denn selbst die praxistauglichste Software ersetzt bis heute nicht den Papierplan an der Wand des Rohbaus oder auf dem Besprechungstisch im Baucontainer. Die Bauleiter und Firmen vor Ort müssen schnell entscheiden und greifen dafür – im wörtlichen Sinne – lieber auf handfeste, maßstabsgerechte Pläne zurück.

Eine elektronische Datenbanklösung jedoch verbessert die Kommunikation: Sobald ein Projektbeteiligter Pläne, Stahllisten und andere wichtige Dokumente veröffentlicht, können diese gleichzeitig an alle Projektbeteiligten verteilt werden – digital und gegebenenfalls gedruckt. Alles ist jederzeit geschützt – durch differenzierte Berechtigungen und verschlüsselte Übertragungen – verfügbar und transparent dokumentiert. Prüfläufe können digitalisiert, Planänderungen über Versionen nachvollziehbar dargestellt und Druckaufträge für Baupläne aus dem System heraus erteilt werden. Die bringt dann ein Kurier oft noch am gleichen Tag zum Ort des Geschehens. So greifen digitale und analoge Prozesse nahtlos ineinander, um die Planung und Bauausführung effizienter zu gestalten, meint Seeger.

Sogar Kleingeräte werden digital

Es mag momentan noch nicht so aussehen, aber die Digitalisierung ist auf dem Vormarsch – auch im Bereich der Umsetzung von Bauprojekten direkt auf der Baustelle. Verschiedene Firmen bieten zum Beispiel bereits GPS-Tracker für Baumaschinen an, die Diebstähle verhindern sollen. Doch die Zeppelin Baumaschinen GmbH denkt weiter und entwickelt derzeit Tracking-Services für Kleingeräte. Denn gerade die gehen oft verloren, besonders auf Großbaustellen. Mit einem professionellen Asset-Management könnte man unter anderem abhanden gekommene Bohrhämmer oder Sägen lokalisieren.

Das Internet of Things und Big Data werden die Arbeit am Bau tiefgreifend verändern. Wenn die Geräte miteinander kommunizieren und Daten austauschen, können sie den Arbeitern automatisch Empfehlungen geben. So kann zum Beispiel Energie gespart werden.

In einem anderen Bereich führt die Digitalisierung dazu, dass ein großer Teil der Arbeit gar nicht mehr auf der Baustelle stattfindet: Beim seriellen und modularen Bauen werden Fassadenteile oder Elemente der Innenausstattung in einer Fabrik produziert. Die vorgefertigten Module müssen dann vor Ort nur noch montiert werden. Das spart Kosten – und nicht zuletzt Zeit. Letztere ist gerade in der Berliner Baubranche besonders knapp. Denn überall in der Stadt wird gebaut, die Auftragsbücher sind voll. Der hohen Anfrage wird man nur mit modernsten Methoden gerecht werden können. (red)