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Der Alexanderplatz: Geschichte und Zukunft
Der Alexanderplatz im Herzen Berlins | Foto: vbki

Der Alexanderplatz: Geschichte und Zukunft

31. Oktober 2019

1969 wurde der weltberühmte Berliner Alexanderplatz zum 20. Geburtstag der DDR neugestaltet und in die Zukunft geführt. Diese war damals freilich eine ganz andere. Der Platz, dem schon durch Alfred Döblins Roman ein Denkmal gesetzt wurde, bekam im Sinne der sozialistischen Moderne ein neues Gesicht. Der Öffentlichkeit wurden damals der Fernsehturm, der Brunnen der Völkerfreundschaft und die Weltzeituhr übergeben.

Der Alexanderplatz: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Auch nach der Wiedervereinigung ist die ikonische Weltzeituhr ein beliebter Treffpunkt geblieben. So auch für den VBKI, der dort auf Carsten Kollmeier traf. Ihm hatte der Designer der Uhr, Erich John, das Werbe- und Vermarktungsrecht übertragen. Nach einem Blick zurück in die sozialistische Geschichte schaute man in die nicht immer gelungene Gegenwart und wagte zudem einen Blick in die Zukunft des Alexanderplatzes. Architektonisch ist der Platz geprägt durch die Nachkriegsmoderne, den Fernsehturm, das Park Inn Hotel, aber auch die Bauten des Architekten Peter Behrens. Diese sind bereits in den zwanziger Jahren entstanden. Für manche eine Ost-Berliner Betonwüste, für andere ein Abbild der Berliner Geschichte.

Carsten Kollmeier ist Chef der Weltzeituhr Vertriebs UG | Foto: vbki

Magnet für Besucher aus aller Welt

Der Bezirksbürgermeister von Mitte, Stephan von Dassel, kennt die Probleme des Platzes, glaubt aber fest an seine Zukunft. Schließlich ist der Alexanderplatz ein Touristenmagnet, einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte und einer der belebtesten Plätze Europas -trotz seines negativen Images. Auch Gerhard Wilhelm, Geschäftsführer der Spielbank Berlin, bestätigt die Anziehungskraft des Alexanderplatzes. Die Spielbank betreibt neben ihrer Hautptniederlassung am Potsdamer Platz auch eine Spielbank an dem zentralen Stadtplatz. „Der Alexanderplatz gehört zu den Zentren der Hauptstadt. Nach wie vor ist er ein Anziehungspunkt für Berlinerinnen und Berliner wie auch für Besucher aus aller Welt“, so Wilhelm. „Sicher trägt der Platz seine deutlich sichtbaren Narben, die ihm die Geschichte zugefügt hat. Die Zukunft des Alexanderplatzes sieht für mich aber ganz anders aus. Mit visionären Konzepten und gestalterischem Mut wird der Platz zu neuer Blüte gelangen.“

Austausch über die Zukunft des Alexanderplatzes: Benjamin Albrecht, Leiter Projektentwicklung TLG AG, Nicole Grummini, Bereichsleiterin U-Bahn BVG, Sebastian Peichl, Head of Marketing&Communications SIGNA, Frank Schmeichel, Business Network und Gerhard Wilhelm, Geschäftsführer Spielbank Berlin | Foto: vbki

Drei Top-Projektentwickler planen Stadtkrone aus Hochhäusern

An die Zukunft des Alexanderplatzes glauben auch Norman Weichhardt, Timo Herzberg und Benjamin Albrecht. Ersterer vertritt das französische Unternehmen Covivo, Herzberg den deutschen Zweig von Signa, Albrecht das Immobilienunternehmen TLG. Alle drei möchte Teile dessen realisieren, was 1993 die Architekten Hans Kollhoff und Helga Timmermann als Masterplan vorgelegt hatten: Ein Stadtzentrum nach amerikanischem Vorbild mit einer „Stadtkrone“ von Wolkenkratzern, die Berlin eine neue alte Mitte geben sollte. Das Bauvorhaben, dessen Fertigstellung bis 2023 das französische Immobilienunternehmen Covivio plant, ist in mehrfacher Hinsicht etwas ganz Besonderes: Nach der Fertigstellung des Gebäudes soll der Alexanderplatz nach Jahrzehnten wieder als Wohnadresse dienen. Rund 220 Wohnungen sind vorgesehen. Weichhardt möchte mit dem Turm die Lücke schließen, die sich zwischen Park Inn Hotel und Saturn aufmacht. Signa plant, auf dem eigenen Gelände der Galeria Kaufhof ein Hochhaus errichten.

Markante Bauten sollen das Gesicht des Alexanderplatzes verändern

Nach Plänen des Architekturbüros Gewers-Pudewill soll der Turm auf einem Grundstück an der Tamara-Danz-Straße Ecke Wanda-Kallenbach-Straße nahe der Mercedes-Benz Arena entstehen. 90 Meter hoch soll das Hochhaus werden, an dem schon Zalando Interesse bekundet hat. Der markante Bau mit seinen an einen Schiffsbug gemahnenden Vorsprüngen und Terrassen und einer Bruttogeschossfläche von rund 50.000 Quadratmetern soll den Namen „Stream-Tower“ tragen. Für die Hochhäuser, die die TLG Immobilien AG entwickeln will, soll der gesamte Gebäuderiegel des ehemaligen Hauses der Elektroindustrie aus den späten 60er-Jahren abgerissen werden. Auch das flachere Gebäude an der Karl-Liebknecht-Straße 30, in dem noch das Hofbräuhaus untergebracht ist, soll Platz machen für die insgesamt drei neuen Gebäude vis-à-vis vom Hotel Park Inn. Insgesamt soll das Ensemble gemäß dem geltenden Bebauungsplan ein Flächenpotenzial von 149.500 Quadratmetern haben. Viele Pläne für den altehrwürdigen Stadtplatz.

Timo Herzberg (r.), Deutschlandchef von Signa, im Gespräch mit Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel | Foto: vbki

Optimismus für die Zukunft

Dass der Weg seit 1993 ein langer, nicht unproblematischer, manchmal frustrierender und oft überraschender ist, fasste einer der Diskutanten in die schöne Formel: „Wir hatten in den letzten Jahren oft keine großen Erfolge, aber immer vertiefte Erkenntnisse.“

Städteplanerisch sei die Neugestaltung sinnvoll, um den bisher strukturlosen Alexanderplatz zu fassen, so die Meinung der gesamten Runde. Und dass Carsten Sellschopf, der inspirierend und sympathisch moderierte, auf seine abschließende Frage, wie die Diskutanten denn die Zukunft des Alexanderplatzes sehen, nur positive Antworten erhielt, überraschte keinen. Aber alle machten Lust auf das, was im nächsten Jahrzehnt in der Nachbarschaft von Fernsehturm, Park Inn Hotel und Weltzeituhr entstehen wird. (red)